DESIGNERS FAIR 2013

"Gutes Design ist zu teuer… gutes Design ist Luxus… überflüssig… man zahlt doch hauptsächlich für den Namen…" - Alles richtig, vorausgesetzt alle Italiener können auch gute Pasta machen  und alle Engländer trinken Tee. Genetisch bedingt, versteht sich. Die Designers Fair hat uns heute gezeigt, was gutes Design jedenfalls nicht ist:
Langweilig, konventionell, verschwenderisch und unnötig.
Während wir euch nun mit Informationen über die Veranstaltung überhäufen könnten, die ohnehin frei zugänglich sind auf der Seite der Designers Fair (http://designersfair.de/2013/), lassen wir ab hier lieber die Bilder mal für sich sprechen und machen es den Designern und Veranstaltern nach. Lasst mal gutes Design gutes Design sein und auf euch wirken. Denkt dabei vielleicht mal ab und an dabei an die jungen Genies die diese Dinge entworfen haben und nicht nur am Puls der Zeit sind, sondern - und vielleicht viel wichtiger - dass wir ihre Arbeit vermissen würden wenn nicht sie den Mut, die Kreativität und die Arbeit in diese Objekte stecken würden.

 Auf dass viele junge Talente ihre Chance im kommenden Jahr wieder erhalten!


HEIMATDESIGN: LIMITIERTE JUBILÄUMSAUSGABE.

Heute ist es endlich soweit – Das Magazin von Heimatdesign startet mit seiner 10. Ausgabe und druckfrischem Designaufwind in das Jahr 2013 und denkt nicht einmal daran, von seinem gewohnt hohen Standard abzuweichen.



Gegen 18:50 Uhr parken wir den kleinen „Firmenwagen“ (a.k.a. „Brunhilde“, wie wir sie liebevoll nennen) neben dem imposanten Dortmunder U, das noch vor kurzem seinen langen Schatten über den vielbefahrenen Wall warf. Aber das Dortmunder U soll und ist, no offense, heute nicht Gegenstand unseres Beitrags, sondern die „Release Party“ der limitierten Jubiläumsausgabe des 10. Heimatdesign Magazins. Na dann, Prost!



Kaum angetroffen können wir uns bereits über ein paar Freunde, Bekannte und beliebte Gesichter erfreuen, darunter Stefan „Pele“ Götzer (das Genie und der Wahnsinn hinter „Pele Caster“, http://pele-caster.de/) und Jenny Burke (Kopf, Herz und Niere des Labels „Süßstoff“ http://www.suessstoffdesign.de/), die heute wohl mehr als nur einen Grund hat, es schon vor Silvester krachen zu lassen! Und mit Jenny haben auch wir, das Team von Nana loves it., einen Grund auf den Tischen zu tanzen – aber mehr dazu später.



In den Räumlichkeiten der „Ständige(n) Vertretung“ drängen wir uns, zusammen mit anderen erwartungsvollen Gästen, um die mit Magazinen vollgestapelte Palette, die uns vom Boden aus mit Neonfarbschnitt schöne Augen macht. „Nur an diesem Abend kann man übrigens die Sonderedition des Magazins mitnehmen.“, so stand es noch auf der Homepage und es wirkte fast wie eine Drohung. Aber beim Anblick Magazin- Blocks ist uns allen zumindest eines schnell klar: Hier muss keiner mit leeren Händen die Heimreise antreten.



Als die provisorische Sichtschutz- Pappe, nach einer kurzen Ansprache von Chefredakteur Volker Belghaus, endlich entfernt wird, treten die Jubiläumsausgaben ihre Reise durch die Hände der Gäste an. Eine nach der anderen wird durchgereicht bis in die letzten Reihen und der Raum beginnt sich mit dem Duft druckfrischem Papiers zu füllen, gepaart mit angeregten Gesprächen und dem Rascheln der Seiten. Die Köpfe neigen sich allesamt und für einen klitze- kleinen Moment so scheint es, wird es still in der „Ständige(n) Vertretung“.




Nicht die ausgebrannte Industriekultur des Ruhrgebiets steht im Fokus der neuen Ausgabe, sondern die Kreativen die die Kulturlandschaft des Potts neu ausheben, wenn auch noch teilweise unter Tage. Gemäß der Tradition von Heimatdesign wurde der 2- Ausgaben- Zyklus des Magazins wieder mit einem gelungenen Design vollendet – einheitlich, übersichtlich und von enorm hoher gestalterischer und haptischer Qualität geprägt – so wie wir das Magazin kennen und lieben. Und auch in Zukunft, so Volker Belghaus, wird dieses weiterhin kostenlos, aber alles andere als umsonst, Kulturliebhabern zur Verfügung stehen. Auch wenn das Designteam im Turnus von je 2 Ausgaben wechselt, so bleibt eines mit Sicherheit unverändert: Das Herzblut und die Leidenschaft, die sich in jeder liebevoll gestalteten Seite widerspiegelt.


… und nun zum Abschluss kehren wir zurück zu dem Grund, weshalb auch WIR vor Freude auf den Tischen tanzen: Um es in den Worten von Jenny, beim Blättern durch das Magazin, zu formulieren: „Schlag mal Seite 78 auf!“.






ANDY WOLF.

 „Mir, schöner Freund, mir wirst du niemals alt; so, wie ich dich eins sah, bist du heute.“ 
- Sonett No.104 -
-->



… mit diesen Zeilen begrüßt uns an diesem arschkalten Dezember Morgen vor dem Schaufenster von ArtOptik Shakespeare und lädt zur Vorstellung der neuen Kollektion von Andy Wolf ein. Spontan, wie wir nun mal bei Nanalovesit. des öfteren in letzter Zeit sind, bewegten wir uns – trotz erheblichen Schlafmangels – mit Hoffnung und Vorfreude zum Optiker auf der Dortmunder Kleppingstraße (ohne sie vorgewarnt zu haben).

(Ja, 10 Uhr ist früh.)



Noch bevor wir die neuen Brillengestelle bestaunen dürfen, erhebt sich unsere Laune durch die erstaunlich offene und herzliche Begrüßung des Geschäftsinhabers von ArtOptik und Jochen, dem Vertreter von Andy Wolf. Jochen, eine derart hippe und zugleich legere Gestalt, dass wir ihn fast für ein Streetstyle Foto missbrauchen wollen, passt wie Faust auf's Auge zu dem Konzept von Andy Wolf.



Tja, aber was ist nun das Konzept? Vieles. Aber Andy Wolf – und somit die Arbeit von Designerin Katharina Plattner – schwarz/weiß zu beschreiben, ist als würde man versuchen Shakespeares Texte in zwei Zeilen zusammen zufassen. Katharina Plattner schafft es ihre Gestelle puristisch und zugleich extravagant zu machen, alt und jung, weiblich und männlich, modern und... Nur der bloße Versuch das Design adäquat zu beschreiben führt dazu, dass wir uns wie prätentiöse Ärsche vorkommen.



Es ist, als wäre ENDLICH ein Designer her gegangen und hätte sich Klassiker wie die Clubman von Rayban vorgenommen und gesagt: „Joa, ganz nett, aber das besser. Größer. Detailliert. Schöner. Es geht mit mehr Liebe. Mit mehr... Twist eben.“
Es ist, als wäre ENDLICH ein Designer hergegangen und hätte gesagt: „Wie können wir gutes Design reanimieren, reINTERpretieren? Wie können wir... aaaah fuck it, lass uns machen was WIR lieben. Scheiß auf den Rest, wir bleiben uns treu.“



Als wir die Gestelle vor uns ausgebreitet bewundern können, grenzt es fast an ein Wunder dass keiner von uns über diese gesabbert hat, oder Gesichtskrämpfe vom Grinsen bekommen haben.
Jede Brille handgefertigt in Österreich, lockt und verführt mit dezenten und zugleich (und ihr wisst ich benutze dieses Wort nicht oft!) brillanten Details. Angefangen von Farbverläufen die an „Colordipping“ erinnern, über derart kitschige 80er Retro-Farbexplosionen, dass sie wieder einfach die Geilheit sind.



„... meine Brille ist nicht Vintage, VERDAMMT! Die is' retro.“



Auch wenn Philipp mich ein wenig verraten hat – da er seine extravagante „Professor-der-Philosophie-Brille“ heute NICHT trägt (wie kann er nur) – fühlen wir uns wie ein Hund der statt schnödem Trockenfutter einen Sack voll Pansen vor die Nase gestellt bekommt mit den Worten: „Bon Appetit“. 



Jochen erklärt uns später bei einer Zigarette, zwischen Dortmunder Fussball Fans die ihn fälschlicherweise für einen Bayern halten (er geht allerdings humorvoll damit um), dass Andy Wolf vor allem eines ist: authentisch. Feucht-fröhliche Fotoshootings mit Freunden, ganz familiär. Da darf auch gerne der ältliche Schänken Wirt mit auf die lomografischen Werbefotos. Warum auch nicht?



Bei Andy Wolf geht es nicht darum etwas „Neues“ zu machen, was noch nie da gewesen wäre. Es geht darum die Liebe ins Detail zu stecken. Es geht um Leidenschaft, „art for art's sake“. Mut zur Lücke also? Wohl eher nicht. Eher: Mut zur „Gib-mir-einen-Kredit-damit-ich-JEDES-Gestell-kaufen-kann-bitte-bitte“.


Jochen
Und so verabschieden wir uns für's erste und freuen uns darauf uns gleich noch mit Jochen einen Wein einzulesen. Zum Schluss bleibt nur ein Geständnis:



Wir schämen uns etwas dafür, dass nun zu sagen aber: wir spielen mit dem Gedanken über den Weihnachtsmarkt zu laufen und Leuten ins Auge zu piksen, damit mehr Menschen Andy Wolfs Brillen tragen können.